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  • 6. OWL MK

    © Universität Bielefeld

6. OWL.MK: Bauchentscheidungen versus rationale Entscheidungsfindung

6. November 2009, 13.30 – 19.00 Uhr

In der Betriebswirtschaftslehre lehren die Hochschullehrer fast ausschließlich die rationale Entscheidungsfindung, schließlich gilt es, den idealtypischen Homo Oeconomicus abzubilden. Viele Lehrende vermitteln dabei den Eindruck, dass alles andere ineffizient sei. Unternehmer und Manager äußern sich prinzipiell nicht anders, für ihre Entscheidungen gibt es immer eine rationale gut begründete Basis. Irren aber nicht beide? Vermitteln sie wirklich reales Entscheidungsverhalten? Zwingt nicht die Vielzahl an relevanten Situationsparametern und deren Interdependenzen die Entscheidungsträger gerade irrational, aus „ihrem Bauch heraus“ zu handeln? In komplexen Entscheidungssituationen mögen rationale Entscheidungsfindungen ex post funktionieren, ex ante jedoch nicht. Doch sind solche Bauchentscheidungen schlecht – außer für Analysten? Sind sie gar rational? Diesen Fragestellungen gehen hochrangig ausgewiesene Wissenschaftler und sehr erfolgreiche Unternehmer in ihren Impulsvorträgen nach.

Programm:

14.0 - 14.30 Grußwort durch den Rektor der Universität Bielefeld
  OWL.ManagementKolloquium – gestern, heute, morgen“

Professor Dr. Fred G. Becker
14.30 - 16.00 Teil I: Bauchentscheidung vs. rationale Entscheidungsfindung – Aus Sicht der
Wissenschaft


Professoren Dr. hc. mult. Reinhard Selten und Dr. Gerd Gigerenzer

Moderation:,Prof. Dr. h. c. Helmut Steiner
16.00 - 16.30 Kaffeepause
16.30 - 18.00 Teil II: Bauchentscheidung vs. rationale
Entscheidungsfindung – Aus Sicht der
Praxis


Jürgen Horstmann und Ortwin Goldbeck

Moderation:,Prof. Dr. Fred G. Becker
18.00 - 19.00 Imbiss


Referenten

Prof. Dr. h.c. mult. Reinhard Selten

Reinhard Selten (Jg. 1930), seit 2006 Leiter des Akademieprojekts der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften mit dem Titel: Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung, Studium der Mathematik, 1961 Promotion, Professuren: 1969-1972 Freie Universität Berlin, 1972-1984 Universität Bielefeld, seit 1984-1996 (emeritiert) Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1994 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Prof. Dr. Gerd Gigerenzer

Gerd Gigerenzer (Jg. 1947 ), seit 1997 Direktor des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung, Promotion und Habilitation Universität München, Professuren für Psychologie: 1984-1990 Universität Konstanz, 1990-1992 Universität Salzburg, 1992-1995 University of Chicago, 1995 bis 1997 Direktor am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung, ausgezeichneter und erfolgreicher Fach- und Sachbuchautor.

Jürgen Horstmann

Jürgen Horstmann (Jg. 1947), seit 1975 geschäftsführender Gesellschafter der Horstmann Group (gegründet aus der Krause-Biagosch GmbH), 1968-1972 BWL-Studium in Hamburg (Abschluß Dipl.-Kfm.), seit 1975 kontinuierlicher Ausbau des Unternehmens hin zu einem Verbund von Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen aus den Sparten Möbelindustrie, Graphische Industrie, Metall verarbeitende Industrie, Lebensmittelindustrie und IT & EDV, Mitarbeit in verschiedenen Firmenbeiräten und Fördereinrichtungen.

Ortwin Goldbeck

Ortwin Goldbeck (Jg. 1939), seit 2007 Vorsitzender des Beirats der GOLDBECK GmbH, Studium an der staatlichen Ingenieurschule für Maschinenbau in Dortmund (Fachrichtung Stahlbau), 1969 Unternehmensgründung der GOLDBECK Stahlbau KG; 1982 Neuausrichtung des Unternehmens zu einem Spezialunternehmen für systematisiertes, elementiertes Bauen; div. ehrenamtliche Tätigkeiten, u. a. seit 2006 Präsident der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld, div. Aufsichtsratmandate.



Berichterstattung

"Auch der Bauch kann gute Dienste leisten."

Viel Wirtschaftsprominenz und Kompetenz beim OWL.ManagementKolloquiums 2009: „Bauchentscheidung versus rationale Entscheidungsfindung“.

Managemententscheidungen werden aus dem Kopf getroffen, betriebswirtschaftliche Entscheidungen müssen eine rationale Basis haben! Dem Bauchgefühl darf bei der Entscheidungsfindung nicht nachgegangen werden. Oder etwa doch? Vor dem Hintergrund ebendieser Frage diskutierten am Freitag, dem 6. November 2009 im OWL.ManagementKolloquium 2009 an der Universität Bielefeld hochranginge Vertreter aus Wissenschaft sowie der regionalen Wirtschaft die Thematik „Bauchentscheidung versus rationale Entscheidungsfindung“. Impulsvorträge von Prof. Dr. h. c. mult. Selten, dem einzigen deutschen Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Gerd Gigerenzer, Jürgen Horstmann und Ortwin Goldbeck lieferten dazu das notwendige Wissen aus Theorie und Praxis.

Nach einem Grußwort des neuen Uni-Rektors Prof. Dr. ing. Gerhard Sagerer führte Mitveranstalter Prof. Dr. Fred G. Becker in den vom Institut für Unternehmungsführung sowie der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft ausgerichteten Workshop ein. 40 geladene Teilnehmer, unter anderem Dr. Peter Zinkann, Miteigentümer der Miele & Cie. KG, Dr. Sieg-fried Lutter, ehemaliger Finanzvorstand der Bertelsmann AG, Dr. Peter von Möller, Beiratsvorsitzender der MöllerGroup GmbH & Co. KG und Frank Seidensticker, Geschäftsführender Gesellschafter der Seidensticker-Gruppe, wurden von einem gut gelaunten Prof. Dr. h. c. Helmut Steiner durch den ersten Teil des Programms geführt.

Reinhard Selten präsentierte die Ergebnisse seiner Forschung zur Anspruchsanpassung, Gerd Gigerenzer hob auf Basis seines prämierten Buches den Bauch zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung als nicht zu verachtendes Kriterium hervor. Obwohl diese Art betriebswirtschaftlicher Entscheidungsfindung nach wie vor verpönt ist, können häufig bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn der Ratio weniger Beachtung geschenkt wird, bewies der Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung. Ein Umdenken sei erforderlich, denn rationale Entscheidungsprozesse verursachen oftmals unnötige Kosten, sind zeitintensiv und können sich im Nachhinein als schlechter herausstellen. Nichtsdestotrotz besitzt auch die rationale Entscheidungsfindung ihre Berechtigung, eine kombinierte Anwendung beider Wege der Entscheidungsfindung sei erforderlich. In der anschließend aufkeimenden Diskussion wusste Gerd Gigerenzer auch auf aktuelle Themen wie die Finanzkrise einzugehen: Nicht mehr oder weniger mit dem Bauch hätte entschieden werden sollen, Fehler müssten schlichtweg akzeptiert werden.

Im von Fred G. Becker moderierten zweiten Teil des Kolloquiums brachten Ortwin Goldbeck, Vorsitzender des Beirats der Goldbeck GmbH, sowie Jürgen Horstmann, Geschäftsführender Gesellschafter der HorstmannGroup, die Sicht der Unternehmungspraxis ein. Deutlich wurde, dass viele richtige Entscheidungen in der jeweiligen Unternehmungsgeschichte aus dem Bauch getroffen wurden, wenngleich es sich nicht einfach darstellt, Entscheidungen im Nachhinein zuzuordnen. So oder so – beide sprachen den anwesenden Entscheidungsträgern Mut zu, den Bauch ebenfalls um Rat zu bitten. Es schloss sich ein langer Erfahrungsaustausch mit den Kolloquiumsteilnehmern an, der unter anderem auf zeitliche Probleme, hierarchische Unterschiede, Familien- wie Kapitalgesellschaften einging." (Pressetext)

 

Berichterstattung Westfalenblatt


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